In einer GL-Sitzung wird eine strategisch wichtige Region besprochen, wo die Resultate weit unter Budget liegen. Die zuständige Bereichsleiterin präsentiert die Situation und ihre Verbesserungsvorschläge. Man sieht in der Körpersprache der Gruppe, dass bei einigen die Resonanz fehlt – und es herrscht eine eher verkrampfte Stimmung.
In der darauffolgenden Diskussion meint ein Teilnehmer, der ganze Bereich müsste wohl neu strukturiert werden, um ihn besser steuern zu können. Die HR-Leiterin regt eine engere Führung des Bereichs und insbesondere dieser Region auf. Ein anderes GL-Mitglied sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf, da die Situation einfach die aktuellen Marktverhältnisse in der Branche und dieser Region widerspiegle. Der CEO ist der Meinung, dass die Strategie im Bereich noch nicht richtig verstanden bzw. umgesetzt worden ist. Da die Diskussionsrunde eine Art kollegiale Beratung darstellt, erfolgt keine Entscheidung.
Am Tage darauf meint die Bereichsleiterin im Einzelcoaching, sie sei leider gestern nicht wirklich weitergekommen. In ihrer Rolle wollte sie eigene Verbesserungsvorschläge in die Diskussion einbringen, um zu zeigen, dass sie die Situation noch einigermassen im Griff hat. Eigentlich suchte sie nach Hilfe. Die unterschiedlichen Ideen der Kollegen/-innen und des CEO empfand sie als teilweise interessant, wenn auch sehr heterogen. Und sie war sich nicht sicher, ob ihr alle den „Turnaround“ zutrauten, und fühlte sich abgekoppelt in der Runde.
Was hätte im Meeting geholfen (gemäss Meeting-Radar)?
1. Die Bereichsleiterin oder die Sitzungsleitung hätten in der Diskussion jeweils nachfragen können, warum jemand gerade diesen Lösungsvorschlag bringt.
2. Eine Reflexionsrunde direkt nach Präsentation oder Diskussion hätte geholfen, die fehlende Resonanz zu ergründen.
3. Die sachliche Verbindung zwischen den Ideen wie auch das «in die Beziehung gehen», zum Beispiel durch Empathie oder auch der offenen Äusserung von Zweifeln.
4. Eine Prozessstruktur, z. B. A. Zielsetzung – B. Gemeinsame Problemsicht – C. Lösungsakzeptanz – D. Wie weiter?
Generell hilft es ungemein, wenn man den Mut hat, fehlende Resonanz zeitnah anzusprechen, sonst bricht die Verbindung ab. Dies entspricht einer Haltung von Achtsamkeit, Empathie und des Verstehen-Wollens. Und es unterstützt die Vertrauensbildung und ermöglicht einen intensiven Lernprozess.
